The National: Genießen und schweigen
Ruhig geht es auch vor der Main Stage zu, auf der derweil The Nationalzocken. Auf dem Weg von Biffy Clyro in den zweiten Wellenbrecher der Hauptbühne höre ich leider nur von weitem “Bloodbuzz Ohio” – schuld daran ist aber nicht nur die geringfügige Überschneidung. Die Zeltbühnen The Barn und Klub C sind von der Main Stage durch eine lange Meile von Fressbuden, Dixies für das kleine Bedürfnis zwischendurch und Getränkeständen getrennt, um die Besucherströme rechts an der Meile geordnet über das Gelände zu leiten. Infolge stauen sich die Festivalgänger während und direkt nach den Konzerten etwas vor den beiden anderen Spielstätten und ein Durchkommen benötigt etwas Zeit, die eingeplant werden sollte, will man einen Act wirklich von Anfang bis Ende verfolgen. Gute 45 Minuten sehe ich dann aber doch noch von The National, von deren Diskographie vor allem “High Violet” bei mir kleben geblieben ist. Andächtig wird dem gemächlichen Indie-Rock der Formation rund um Matt Berninger gelauscht. Der ist – neben dem Trinken des ein oder anderen Glas Weins – vollkommen von seiner Musik vereinnahmt und singt fast durchweg mit geschlossenen Augen. Gegen Ende des Sets dreht der Platz vor der Hauptbühne allerdings noch mal auf, und das hauptsächlich auch nur, weil alle ein Stück vom Frontmann abhaben wollen. Ihm steht offenbar, wie vielen weiteren Bands an diesem Wochenende, der Sinn nach etwas Fankontakt und so performt er die letzten Songs “Fake Empire” und “Terrible Love” direkt aus dem Innenraum. Bei der Wanderung durch die Zuschauer geht beim Kabelziehen allerdings sein Mikrofon Hopps, dafür bleibt aber am Ende noch Zeit für Fotos mit Anhängern aus der ersten Reihe.
Spaßprogramm für Zwischendurch: Dizzee Rascal und Ke$ha
Ich bin zwar kein derber “Bassline Junkie”, befinde aber trotzdem, dass Dizzee Rascal einen erneuten Besuch wert ist, nachdem ich ihn Ende Mai als Support für Muse in London gesehen habe. Eigentlich, das gebe ich zu, will ich ja viel lieber Bloc Party sehen, aber das Zelt und der Platz davor sind so dicht besiedelt, dass ein Durchkommen nur noch mit zwei sehr rabiaten Ellbogen machbar ist – und das ist so gar nicht meine Art. Also eine Runde zur anderen Zeltbühne rübergehuscht, bevor ich mir für Sigur Rós einen guten Platz sichere. Seinen großen Hit “Bonkers” zum Abschluss bekomme ich also nicht mehr mit, zum Warmtanzen zwischendurch reicht es aber allemal. Und auch die Stimmung unterm Dach von Klub C heizt noch einmal so richtig auf: Die für Dizzee Rascal so typischen Aufrufe zum Springen braucht’s in Belgien gar nicht, das erledigt das internationale Publikum im Dauerakkord von ganz allein. Genauso wie bei Ke$ha, die am Freitag auf derselben Bühne gefeiert wird – allerdings von einem sehr viel jüngeren Publikum. Ihre Performance ist tatsächlich überraschend unterhaltsam, was mitunter auch an der für die 26-Jährige typisch obszönen Show liegt – Tänzer in Peniskostümen und längere versaute Ansagen inklusive. Zur Heiterkeit im Zelt trägt aber ebenso bei, dass niemand den Gig bierernst nimmt. Halt einfach mal eine Runde abspacken.